Das waren herrliche Zeiten bei Wendt und Kühn!
Es sollte ein sachliches Interview mit Margarete Stimpel werden, doch dann wurde es eine stimmungsvolle kleine Zeitreise in die Vergangenheit, in die Welt von Grete, Olly und Hans Wendt. Ein überaus spannender Besuch.
Wir besuchten Margarete Stimpel, die als langjährige Mitarbeiterin in Malerei, Packerei und Versand ein echtes Wendt und Kühn Original ist, zum Interview in ihrer Wohnung direkt gegenüber der Werkstätten. Gleich nach der Begrüßung fiel unser Blick auf Frau Stimpels Schatzschrank, in dem sie nicht nur unglaublich viele, sondern vor allem zahlreiche seltene und einmalige Stücke aus der 95-jährigen Geschichte der Werkstätten gesammelt hat. Viele der einzigartigen Figuren hat Margarete Stimpel von Hans, Sigrid, Olly und Grete Wendt persönlich geschenkt bekommen und sie weiß zu jeder Figur noch ganz genau, welcher Anlass dahinter stand: "Zum Geburtstag stellte mir Olly Wendt immer eine Serviette auf den Platz und darauf saß eine Figur. Dazu gab es meist eine Mozartkugel, die sie in einem ganz speziellen Café besorgte." Manchmal, so erzählt sie, bekam sie auch ein Krüglein mit Blumen geschenkt: "Olly Wendt hatte im Mai Geburtstag, ich im Juni. Sie liebte die Margeriten genauso wie ich." Wahrscheinlich hat Olly Wendt deshalb auch die einzigartige Serie der Margeritenengelchen mit so viel Liebe und Sorgfalt entworfen.
Margarete Stimpel verrät: "Auch Wiesenblumen liebten beide, Grete und Olly Wendt, ganz besonders. Grete Wendt hatte immer ein Körbchen dabei, und wenn sie über die Wiese lief, pflückte sie stets ein paar Blumen. Die stellte sie dann in die Vase, so dass wir uns alle daran erfreuen konnten. Als sie älter wurde, schenkte sie mir dieses Krüglein und sagte zu mir: 'Gehen Sie immer mit offenen Augen durch die Welt - Sie werden immer etwas finden, was in diese Vase passt.' Und so war es dann auch! Von Grete Wendt habe ich gelernt, die Welt mit offenen Augen zu betrachten." Dies kam Frau Stimpel auch bei ihrer Arbeit als Malerin zugute und sie erzählt: "Bei Olly Wendt durften die Farben immer nur ganz leicht, sozusagen lasierend, aufgetragen werden. Bevor ich etwas in Serie malte, musste ich drei Stück zur Probe bemalen, dann zeigte ich sie ihr und sie sagte: 'Nein, so geht das nicht.' Dann malte ich noch drei, zeigte sie ihr wieder und so ging es weiter, bis Olly Wendt zufrieden war. Und irgendwann hatte man selbst einen Blick dafür, wann eine Figur perfekt bemalt ist."
Margarete Stimpel war sechs Jahre als Malerin bei Wendt und Kühn tätig und versah so manchen kleinen hölzernen Gesellen mit einem zauberhaften Farbenkleid. Dann tauschte sie den Mal- mit einem Packtisch und verpackte die kleinen Figuren, damit sie ihren Weg in die weite Welt antreten konnten. Durch ihre präzise Arbeit verdiente sich Margarete Stimpel auch die Achtung des Firmenchefs Hans Wendt. "Der Chef hat immer selbst mit in der Werkstatt gearbeitet", erzählt sie. "Er hat gebohrt, die Flügel der Engel eingesteckt und den Christbaumschmuck aufgesetzt. Dabei hat er immer mit uns Frauen um die Wette gearbeitet - und wehe, wenn er nicht gewonnen hat", schmunzelt sie. "Auch Hans Wendts Kinder kamen oft zu uns in die Werkstatt. Besonders gerne haben sie in der Packerei mitgeholfen", erinnert sie sich. "Wir waren wie eine große Familie." Und so haben die Stimpels für Sigrid Wendt Klitscher (bekannt auch als Kartoffelpuffer - ein sehr einfaches und beliebtes Gericht im Erzgebirge: rohe Kartoffeln gerieben und mit Quark, Salz sowie Kümmel gewürzt) gebacken, wenn sie aus Amerika zu Besuch kam. Und Frau Quandt aus der Packerei machte ihren berühmten Heringssalat immer gleich für die ganze Abteilung. "Auch Hans Wendt war ganz verrückt danach", erinnert sich Margarete Stimpel. "Er sagte immer: 'Es wird wohl auch für mich noch etwas übrig sein!'"
Am schönsten war es, so erinnert sich Margarete Stimpel, wenn Olly und Grete sich zur ihr an den großen Tisch im Versand setzten. Während sie die kleinen Figuren reisefertig verpackte, erzählten die beiden Damen von früher, von den schwierigen Anfängen, von den Messen und von den Menschen, die sie gemeinsam kannten. Dazu gehörte auch der berühmte Kreuzkantor Rudolf Mauersberger, der Grete Wendt gern und oft besuchte. "Früher kam der Kantor sogar zu uns auf Arbeit, um mit uns gemeinsam Weihnachtslieder zu singen", erinnert sich Margarete Stimpel. "Sie glauben gar nicht, wie schön es damals war!" Und wenn die Frauen so erzählten, sagt Margarete Stimpel, saß Grete Wendt immer mit aufgelegten Armen bei ihr am Tisch, sah ihr zu und sagte: „Sie dürfen ruhig weiterarbeiten. Ich schaue Ihnen so gerne zu!"
Und dann lacht Margarete Stimpel uns an, ihre Augen leuchten vor Glück, und sie seufzt gerührt: "Das war eine Zeit!"
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